Claude Ballif

*  22. Mai 1924

†  24. Juli 2004

von Imke Misch

Essay

Am Beginn von Ballifs Werkverzeichnis steht das Schlagzeugstück Cendres Nr. 1 (1946), das im Gedenken an die Gefallenen des 2.Weltkriegs geschrieben wurde. Als Vorbild diente die wohl erste reine Schlagzeugkomposition der Musikgeschichte, „Ionisation“ (1930/31) von Edgard Varèse, die Ballif kurz zuvor kennengelernt hatte. In den fünf Sätzen von Cendres werden nicht nur die rhythmischen, sondern auch die verschiedenen klanglichen Qualitäten der Schlaginstrumente akzentuiert. Den Mittelpunkt des I.Satzes „Saisissements“ [Schreck, Schock] akzentuieren dynamische Kontraste tiefer Instrumente wie Pauke oder große Trommel; den II.Satz „Rage litanique“ prägen die Resonanzen von Metall-Schlaginstrumenten; mit clusterartigen Akkorden intonieren sechs Pauken den letzten Satz „Choral mortuaire“. Innerhalb der ersten Werke nimmt Cendres eine Sonderstellung ein, insofern es sich bei den Kompositionen bis Nr. 4 – einschließlich des nachträglich ins Werkverzeichnis aufgenommenen Le cortège d'Orphée für Kinderstimme oder lyrischen Sopran und Klavier Nr. 1bis (Guillaume Apollinaire, 1945/48) – ausschließlich um Werke für Singstimme und Klavier handelt. Später entstanden mit Timbres et postes Nr. 51 (1977), L'Habitant du labyrinthe op. 54 (1980) und dem Solfeggietto No. 12 Nr. 36/12 (1984) weitere Werke für Schlagzeug.

Charakteristisch für Apparitions für Alt und Klavier Nr. 2 (Henri Michaux, 1949), Chansons bas für Sopran und Klavier Nr. 3 ...